Silver Lake by Esa Holopainen

Lang war es angekündigt und mit „Ray of Light“ und „Storm“ gab es bereits vorab eine Kostprobe dessen, was Amorphis-Gitarrist Esa Holopainen mit seinem Projekt „Silver Lake“ so auf der Agenda hat.

Silver Lake by Esa Holopainen
Silver Lake by Esa Holopainen - Photo Credits: Nuclear Blast

Lang war es angekündigt und mit „Ray of Light“ und „Storm“ gab es bereits vorab eine Kostprobe dessen, was Amorphis-Gitarrist Esa Holopainen mit seinem Projekt „Silver Lake“ so auf der Agenda hat.

Persönlich kenne ich Amorphis noch aus den Anfangszeiten („The Karelian Isthmus“) und hatte sehr bewusst die „Tales from the Thousand Lakes“ und „Elegy“ erlebt. Über die Jahre hat die Band eine unglaubliche Entwicklung weg von den klassischen Death Metal-Wurzeln genommen und das ist unter anderem Esa Holopainen, aber auch Sänger Tomi Joutsen, der in Track Nummer 6 „In her Solitude“ in bekannter Weise dem Song seine spezielle und Amorphis-esque Note verleiht, zu verdanken.

Doch zurück zu Silver Lake, das komplett anders und doch bekannt klingt: Esa Holopainen lässt hier auf Pfaden abseits seiner Hauptband einen Stilmix zwischen Rock und Metal und den klassischen finnischen Elementen vom Stapel, der - obwohl anders als erwartet klingend - den Hörer direkt fesselt und auch mit Progressive- und den erwarteten Folk-Elementen nicht geizt. Neben den soliden und teils auch filigranen Kompositionen geben speziell die Gastmusiker-/Sänger Silver Lake diese eine spezielle Note: Tomi Joutsen, Anneke van Giersbergen (einer meiner Lieblinge aus „The Gathering“-Zeiten und bei Amorphis „Queen of Time“ bereits mit „Amongst Stars“ einfach legendär!), Björn Strid von Soilwork („Promising Sun“) oder speziell Katatonia’s Jonas Renske direkt mit zwei Songs („Sentiment“ und „Apprentice“) unterstreichen die kompositionstechnische Vielfältigkeit Holopainens.

Silver Lake by Esa Holopainen - Photo Credits: Nuclear Blast

„Ray of Light“ benötigt ein wenig, wenn man Einar Solberg von Leprous nicht kennt, zündet dann aber nicht minder und weicht deutlich von den erwarteten Metal-Songs ab: Generell kann man „Silver Lake“ in keine Schublade packen, dafür lässt Esa Holopainen seiner Experimentierfreudigkeit zu sehr freien Lauf, ohne aber den roten Faden zu verlieren, der sich durch die (leider nur) 37 Minuten dieses Albums zieht. Episch, verträumt, klassisch, schön, melancholisch, finnisch („Alkusointu“ feat. Vesa-Matti Loiri), aber eben auch experimentell, aber nie den Holopainen-Stil verlassend ist „Silver Lake“ ein einzigartiger (silberner) im Land der tausend Seen, der mit eigener Note aus der Masse heraussticht.

Esa Holopainen hat hier bekanntes Terrain teilweise verlassen, ohne sich jedoch untreu zu werden. Die Handschrift das Amorphis-Masterminds scheint in jedem Stück durch, die Nuancen durch die verschiedenen Sänger unterstreichen eine Griffigkeit, die allerdings erst nach zwei, drei Durchläufen richtig packt - dann aber den Hörer umso mehr fesselt. Ich habe von „Silver Lake“ nichts Schlechtes erwartet, nichtsdestotrotz hat Holopainen hier heftigst geliefert, so dass man hoffen darf, dass neben Amorphis auch noch weiterhin Platz für Silver Lake bleiben wird. Fazit: Ein mehr als gelungenes, eigenständiges und wunderschönes Debüt, das nicht nur gänzlich von Anfang bis Ende stimmig ist, sondern Fernweh und Lust auf mehr macht!